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Aufsätze - Ritueller Mißbrauch
Thorsten Becker & Patrick Felsner



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5. Folgen Rituellen Mißbrauchs und Ergebnisse von Mind Control:
Dissoziative Identitätsstörung (DIS) / Multiple Persönlichkeitsstörung (MPS)

5.1. Definition von multipler Persönlichkeit (MPD; deutsch: MPS)

Die eindrücklichste Kurzdefinition der Multiplen Persönlichkeitsstörung findet sich im DSM-III-R, 1987 in überarbeiteter Fassung erschienenes Diagnostikhandbuch für psychische Störungen:

A) Existenz von zwei oder mehr unterschiedlichen Persönlichkeiten oder Persönlichkeitszuständen innerhalb einer Person (jede mit einem eigenen, relativ überdauernden Muster, die Umgebung und sich selbst wahrzunehmen, sich auf sie zu beziehen und sich gedanklich mit ihnen auseinanderzusetzen.

B) Mindestens zwei dieser Persönlichkeiten oder Persönlichkeitszustände übernehmen wiederholt die volle Kontrolle über das Verhalten des Individuums.

(Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen, DSM-III-R; Weinheim, 1989; S. 332 in: Michaela Huber; Multiple Persönlichkeiten-überlebende extremer Gewalt; Frankfurt am Main, 1995; S. 26).

In der neueren Fachliteratur wird die MPD neben anderen dissoziativen Störungen der Persönlichkeit unter den Dissoziativen Identitätstörungen (DID; deutsch: DIS) subsummiert.

5.2. Entstehung einer multiplen Persönlichkeit

Personen, die in einem Zeitabschnitt ihres Lebens psychisch, physisch, sexuell oder emotional schwer mißbraucht wurden, müssen diese traumatischen Erfahrungen verarbeiten. Gerade der Rituelle Mißbrauch von Kindern ist sehr sadistisch, schmerzvoll, erniedrigend und von gehirnwäscheartigen Prozessen begleitet.
Als Schutzmechanismus bietet sich hier der Prozeß der "Dissoziation" an. Hierbei wird die "Primärperson" zu ihrem eigenen Schutz verdrängt, es kann beispielsweise ein Gefühl der Unwirklichkeit entstehen. Zudem können für bestimmte Zeitpunkte (meist der Zeitpunkt des Mißbrauchs) neue Identitäten auftreten. In dieser Zeit übernimmt eine Schutzperson, die sich bildet, die Funktion der eigentlichen Persönlichkeit an. Dieses kann sich zu funktionalisierten Persönlichkeiten / Persönlichkeitsanteile verfestigen. Häufig finden sich unterschiedliche Persönlichkeiten mit bestimmten Aufgaben. Diese können im einzelnen sein:
  • Schmerz ertragen
  • sich wehren (körperlich)
  • die täglich anfallende Arbeit erledigen
  • die Persönlichkeiten koordinieren
  • etc.
Bei ihnen lassen sich signifikante Unterschiede hinsichtlich
  • Gesichtsausdruck
  • Handschrift
  • Reaktionen auf innere und äußere Reize
  • Stimme und Stimmodulation und Akzent
  • den Gehirnströmen der einzelnen Persönlichkeit
feststellen und diagnostizieren.

Im Laufe der Zeit bzw. bei länger andauerndem Mißbrauch können sich immer weitere Persönlichkeiten bilden. Mittlerweile gibt es Berichte von Menschen, die über 400 Persönlichkeiten haben.
Zunehmend wird von TherapeutInnen, die in diesem Bereich arbeiten, beschrieben, daß hochfunktionalisierte Persönlichkeitsanteile innerhalb eines durchstrukturierten Systems von Persönlichkeiten existieren. Für diesen Bereich existiert ein Modell, daß eine Entstehung durch eine gezielte Manipulation und Programmierung im Rahmen ideologischer Kultsysteme beschreibt.
Bei einer Therapie gilt es, möglichst alle einzelnen Persönlichkeiten zu erkennen und entsprechend zu behandeln. Im Gegensatz zu englischen Methoden, die als Behandlungsansatz die Zerstörung der einzelnen Persönlichkeiten haben, haben sich in Amerika Methoden zur Kontrolle und Kooperation der Persönlichkeiten bzw. eine Integration aller Personen in einer neuen als erfolgreich erwiesen.
Abschließend bleibt hinsichtlich der häufig ideologisch geführten Auseinandersetzung um die Existenz des "Phänomens MPD" an dieser Stelle anzumerken, daß sehr ähnliche Symptome im Bereich der "Besessenheit" bereits vor Jahrhunderten beschrieben wurden (vgl. Mischo, Johannes; Ein interdisziplinärer Zugang zum Thema "Dämonische Besessenheit" in: Materialdienst der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen; Heft 6/87, S. 153-173).

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