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Aufsätze - Satanismus und Ritueller Mißbrauch
Aktuelle Entwicklungen und Konsequenzen für die Jugendhilfe
Ingolf Christiansen



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3.1. "Ritueller Satanismus"

Der rituelle Satanismus wirkt kirchen- und ordensgründend. Von seinem Lehrgut ist er neugnostisch einzuordnen. Das Erscheinungsbild der Logen wird aus dem Freimauertum entlehnt sein, obwohl diese absolut nichts mit dem Satanismus zu tun haben.

Der wichtigste Vertreter diesen Typs ist der oben schon erwähnte, von den beiden schweizer Theosophen Dr. Karl Kellner und Dr. Franz Hartmann 1895 gegründete sexualmagische "Ordo Templi Orientis" ("O.T.O.-Orientalischer Templer-Orden"). Crowley übte einen entscheidenden Einfluß nach seiner 1922 vollzogenen O.T.O.-übernahme aus und ließ sich 1924 in Weida / Thüringen als Weltheiland ausrufen (s. A. und F.-W. Haack, "Jugendspiritismus und -satanismus", S.23 f, München 1989). Nach internen Querelen um die Nachfolge und das Erbe Crowleys scheint der O.T.O heute wieder auf Konsolidierungskurs zu liegen. Gleichwohl dürfte der Mitgliederbestand in Deutschland keine spektakulären Ausmaße angenommen haben.

Die sexualmagische Geheimloge "Fraternitas Saturni (FS)" ist eine im Jahre 1926 auf den Berliner Okkult-Buchhändler Eugen Grosche, alias Gregor A. Gregorius (1888-1969) zurückgehende Gründung. Im wesentlichen wurden die Lehren des O.T.O. mit dem thelemitischen Gesetz übernommen. Einer der Meister der FS ist der Großkanzler "Frater Honorius", der ehemalige Realschullehrer Dieter Heikaus. Der derzeitige Mitgliederbestand ist nicht erfahrbar.

In der Nachfolge der FS, obwohl zu ihr keine Verbindung besteht, sieht sich die amerikanische "Ancient Brotherhood of Satan (ABS)" und deren Oberhaupt "demon Egan", ein amerikanischer Jazzmusiker, Filmemacher und Immobilienverkäufer. Die ABS ist Herausgeber einer weltweit vertrieben Zeitschrift "Brimstone".

Der "Ordo Saturni (OS)" kann als selbständige Tochterloge der "Fraternitas Saturni" bezeichnet werden. Sie ist thelemitisch ausgerichtet und arbeitet magisch-rituell. Getragen wird der OS von einer "Esoterischen Studiengesellschaft e.V.", in Ankum bei Bersenbrück ansässig. Neben Crowleys und seinen Schriften gilt auch die Person des ehemaligen FS-Großmeister Greogor A. Gregorius als anerkannt.

"Thelema-Orden des Argentum Astrum", heute "Thelema Netzwerk", gegründet durch den 1949 geborenen Michael Dietmar Eschner. Eschner fühlt sich als die Reinkarnation Aleister Crowleys. Nach Aussage des Frankfurter Führers des Illuminatenordens H. Englert wäre das die sechzehnte bekanntgewordene "Crowley-Reinkarnation". Eschner fühlt sich, als das "große Schwein 666", der thelemitische Tradition verpflichtet. Er kam aufgrund Mißbrauchsritualen (u.a. durch Folter, z.B. Daumennagelbissen) von (Ex)Mitgliedern und insbesondere wegen sozialhilferechtlicher Angelegenheiten mit der Berliner Justiz in Kontakt. Nach dem Prozeß verlegte er sein Domizil nach Bergen / Dumme in die Lüneburger Heide. Auch diesmal kam es wieder zum "Rituellen Mißbrauch" mit Körperverletzung (sexuelle Nötigung mit Anal-Koitus, zweifache Vergewaltigung, Folter mit brennenden Zigaretten im Brust- und Schambereich usw.) von ausstiegswilliger Frauen. Diesmal mußte Eschner eine sechsjährige Strafe in der JVA Uelzen bis zum heutigen Tag absitzen. Eschner ahmte Crowleys Treiben in Cefalu nach und praktizierte selbstverständlich auch dessen Perversitäten. Kot und Urin, unter Betäubung mit Wodka und als "Ausbildungsabend" oder "Ekeltraining" deklariert, mußten Einstiegswillige konsumieren, damit neben der "neuen Erfahrung" auch ihre psychische Umkonditionierung im Sinne der Organisation und ihres Leiters (Abt von Thelema) stattfinden konnte. Auch die schon bekannten Rasierklingenschnitte beim Ausprechen des Unwortes "Ich" und die Führung eines "magischen Tagebuches" durften nicht fehlen. Ganz zu schweigen, das Eschner die unumstrittene Leiterschaft nicht streitig gemacht werden konnte. Die heutige Mitglieder- und Sympathisantenszene dürfte sich ausgeweitet haben, zumal nach dem Fall der Mauer ein neues Betätigunsfeld in den östlichen Bundesländern gesucht wird. Der Verlag Kersken-Canbaz in Bergen vertreibt das thelemitische Gedankengut und die monatlich erscheinende Hauspostille "Abrahadabra" (AHA) klärt den geneigten Leser über Interna und Ritualsyssteme auf.

Ein typischer Vertreter des rituellen Satanismus ist noch die im Stile einer Kirche aufgezogene "Ecclesia Gnostica Catholica", deren jeweiliger Leiter für ihr "bischöfliches Amt" eine "apostolische Sukzession" für sich in Anspruch nehmen. Sie ist eine Tochtergründung des O.T.O. und hat von Crowley das Ritual (canon missae) übernommen, in dem u.a. "To Mega Therion, Hermes, Pan, Priapus, Simon Magus, Bardesanes, Roderich Borgia, Papst Alexander VI, Ludovicus, Rex Bavariae, aber auch Crowley selbst" angerufen wird. Die Priesterin entkleidet sich und ruft: "Der nackte Glanz bin ich des wollüstigen Himmels der Nacht. Zu mir! Zu mir!" Und bei der Darbringung von Brot und Wein werden die Worte "Touto esti to sperma mou" ausgerufen (aus A. und F.-W. Haack, a.a.O., S. 21). über die Mitgliederstärke dieser "Satanskirche" ist nichts bekannt und sollte daher eher vorsichtig und zurückhaltend eingeschätzt werden.

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