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Aufsätze - Satanismus und Ritueller Mißbrauch
Aktuelle Entwicklungen und Konsequenzen für die Jugendhilfe
Ingolf Christiansen



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3.2. "Rationalistischer" Satanismus

Der rationalistische Satanismus sieht in Satan keine anthropomorphe Gestalt, sondern eine Chiffre, ein Symbol der Auflehnung gegen den allgemeinen und religiösen ethischen Konsens in der Gesellschaft. Alles, was in der Gesellschaft tabuisiert worden ist, wie Sexualität, Gewalt, Extase, ausschweifender orgiastischer Lebensstil wird wieder eingeführt und damit bewußt ein Bruch mit den gängigen moralischen Vorstellungen provoziert. Hier wird der Satanismus tendenziell zur atheistischen Religion (s. Massimo Introvigne, a.a.O., S. 169), in der das Leben, die Natur und die Vernunft religiös-ideologisch überhöht werden. Liturgien und Rituale des Christentums werden benutzt und ins Gegenteil verkehrt, damit soll die emotionale und reale Absage an christlich-jüdische Traditonen besiegelt werden.

Als ein typischer Vertreter dieser Richtung kann Anton Szandor LaVey (bürgerlicher Name: Howard Levy) mit seiner am 30.4.1966 (Walpurgisnacht) gegründeten kalifornischen "Church of Satan" gelten. Der "Irdische Vertreter seiner Höllischen Majestät", so seine Eigenbezeichnung, verfaßte im gleichen Jahr die "Satanic Bible" mit den neun "Satanic Statements", die die typische Auffassung des rationalistischen Satanisten LaVey widerspiegeln:
  1. "Satan repräsentiert das Gewährenlassen anstelle der Abstinenz.
  2. Satan repräsentiert das Vitale anstelle leerer spiritueller Träume.
  3. Satan repräsentiert unbegrenzte Weisheit statt heuchlerischem Selbstbetrug.
  4. Satan repräsentiert freundliches Verhalten einzig denen gegenüber, die es verdienen, anstelle nutzloser Liebe gegenüber Unwürdigen.
  5. Satan repräsentiert Rache, anstatt die andere Wange hinzuhalten
  6. Satan repräsentiert bei Auseinandersetzungen die Verantwortlichkeit dessen, der verantwortlich ist, anstelle der Sorge um psychische Vampire.
  7. Satan repräsentiert den Menschen als nichts anderes als ein anderes Tier, manchmal besser, aber viel häufiger schlechter als jene, die auf vier Füßen gehen, ein Tier, das mit seiner angemaßten göttlichen Entwicklung intellektueller und spiritueller Art schlimmer als alle anderen Tiere geworden ist.
  8. Satan repräsentiert alle sogenannten Sünden, soweit sie physischer, geistiger oder emotionaler Befriedigung dienen.
  9. Satan ist der beste Freund, den die Kirche jemals gehabt hat, weil sie ihn all' die Jahre im Angebot gehabt hat."
(Anton Szandor LaVey, "The Satanic Bible", S. 25, 1966)

1972 unternahm der ehemalige niederländische Schauspieler Martin Lammers den Versuch, eine, mit einem Lehrauftrag versehene Grotte in Etersheim zu installieren. Dazu erwarb er eine der ältesten protestantischen Kirchen und funtionierte sie zu einem "Satans-Tempel" um. Ab 1976 hält sich Lammers in Amsterdam auf und baut im Rotlichtviertel eine Kapelle und betreibt einen Nachtclub mit Namen "Walpurgis-Abtei". Nach vorsichtigen Schätzungen muß man Lammers Gruppe in Holland mit 70 Personen veranschlagen, allerdings dürfte der Kreis der Sympathiesanten und Neugierigen den vierstelligen Bereich erklommen haben.

1975 fand das große Schisma statt, aus dem der "Temple of Set" als wichtigste Gruppierung hervorging. Ärger brachte der Vorwurf an die Adresse LaVey's, er würde "satanistische Priesterweihen" verkaufen. Die Mehrheit der Anhänger der "Church of Satan" in den USA, vermutlich über 500 Priester, wechselten in das Lager von Aquinos "Temple of Set" (s. Massimo Introvigne, a.a.O., S. 174f). Heute die dürfte die "Church of Satan" dank der Zunahme von "Unterabteilungen" weltweit durchaus wieder eine Rolle spielen. Zu ihr zählen sich u.a. "Order of the Evil Eye".

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