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Aufsätze - Destruktive Kulte und rituelle Mißhandlung
Michaela Huber



zurückTeil 4


In Deutschland aktive satanistische Gruppen

Process Church of the Final Judgement (Prozeßkirche des Jüngsten Gerichts) 1963 von den Engländern Mary Anne und Robert de Grimston gegründet, huldigt der Dreieinigkeit Jehova-Luzifer-Satan; von großer Bedeutung waren Lehre und Methode der Scientologie-"Kirche". Niedere Satanisten sind "Ziegen", höhere "Schlangen"; Mitglieder tragen graue Uniformen mit silbernem Kreuz und ledernes Dreieck mit Totenkopf; schwarze Roben verweisen auf Jehova, blaue auf Luzifer, rote auf Satan. Verstreute "Glaubensbasis-Gruppen".

Argentum Astrum (A.A.), der "silberne Stern" wurde 1907 von Aleister Crowley gegründet; Verbindung von Magie und Sex. Zeitschrift "The Equinox" oder "Zeitschrift des Golden Dawn äußerer Orden des Ordo Thelema", Herausgeber Holger Schnepf, Berlin. Ab 1940 von Martha Künzel geleitet. 1972 von Michael D. Eschner re-etabliert als Thelema-Orden des Argentum Astrum, zunächst Berlin, dann Lüneburger Heide (Lüchow-Dannenberg).

Golden Dawn 1888 von drei Hochgradfreimaurern der Society Rosicruciana gegründet; Magie, Alchimie, Astologie und Kabbala, integrierte aber auch ägyptische, östliche und theosophische Elemente, Komponenten der Rosenkreuzer und Freimaurer, Astralreisen etc. Logenartig. Zersplittert in mehrere Gruppen, deutscher Ableger Hermetischer Orden der Goldenen Dämmerung, Berlin.

Fraternitas Saturni 1925 von Eugen Grosche ("Gregor A. Gregorius"), ebenso wie sein Vorbild Crowley bisexuell und sadomasochistisch, gegründet. Verbindungen angeblich zum organisierten Verbrechen. "Fachrichtungen": Dämonologie, Evokationsmagie und Sexualmagie. In Deutschland mehr als 50 FS-Gruppierungen, ein zeitweiliger "Großmeister": "Janada", alias Walter Jantschik, sagte einem Journalisten im Interview u.a.: "Ich bin für die Opferung von Menschen. Es sollten sowohl Tiere als auch Menschen geopfert werden." Weiter: "Junge hübsche Mädchen zu züchtigen... und quälen und so zum sexuellen Höhepunkt gelangen. Auspeitschen, foltern und anschließend lieben... die soll sehr hübsch sein, langes Haar haben und vollkommen prädestiniert sein. Es soll eine absolut magische Verschmelzung stattfinden und ein magisches Wesen gezeugt werden."

Ordo Saturni 1980 von einem der führenden Köpfe der "Fraternitas Saturni", "Frater Honorius, Großkanzler" gegründet, der mit bürgerlichem Namen Dieter Heikhaus heißt und in Bersenbrück, Landkreis Osnabrück, Realschullehrer ist. Schüler bezeichnen sich als "Erster Diener Satans". Vorliebe für rechtsextreme Autoren und Videos mit ausgiebiger Gewaltdarstellung; 1988 wurde Heikhaus versetzt, seine "Studiengesellschaft" residiert in Dortmund, der "Ordo Saturni" in Bremen. Weitere von Heikhaus gegründete Okkult-Orden: Die Gnostisch-katholische Kirche und Weltliches Saturnkloster.

Ordo Templis Orientis (O.T.O.) 1895 von dem Freimaurer, Rosenkreuzer und Theosoph Karl Kellner begründet; 1912 von Theodor Reuß als Orden der orientalischen Templer wiederbegründet. Sexualmagie. Von 1906 bis 1914 geleitet von Rudolf Steiner (!).Von 1925 bis zu seinem Tod 1946 übernahm Aleister Crowley die Leitung des O.T.O. Ableger Fraternitas Rosicruciana Antiqua soll in Venezuela zwei "Kinderlogen" unterhalten. In Kalifornien und jetzt auch in Deutschland nennt sich der Orden Caliphat (1992 in Aachen als e.V. ins Vereinsregister eingetragen, die Satzung wurde von Norbert Straet, Jürgen Finkler und Werner Bogun unterzeichnet). Leiter ist der gebürtige Frankfurter Walter Englert. Als dem O.T.O. zugehörige Orden gelten die Fraternitas Saturni, der neugegründete "Illuminaten-Orden", die "Gnostisch-katholische Kirche", die "Fraternitas Rosicruciana Antiqua" und der "Ordo Templi Orientis Antiqua". Prozessieren dagegen, im Zusammenhang mit Kindesmißbrauch, Sex-Riten und Drogenkonsum weiterhin erwähnt zu werden. Zeitschrift "Oriflamme".

Abtei Thelema in Stein (Schweiz) 1952 von O.T.O. im Appenzellerland gegründet, Abtei mit Gasthof "Rose" ausgebaut zu 130 Räumen, u.a. Labor und "Keller-, Maschinen- und Therapieräume". Mit den unterirdischen Räumen eine Gesamtfläche von 40.000 Quadratmetern. U.a. Tonstudio, Projektionsanlagen, Musikinstallationen, Museum, Bibiothek. Zunächst geleitet von Hermann-Joseph Metzger (starb 1990), seither von Anneliese äschbach, offenbach auch eine der Hauptfinanziererinnen, die u.a. zugab, daß dort auch Kinder "erzogen" werden und daß man mit Freimaurern in Kontakt sei. Das Anwesen wird von zahlreichen Hunden bewacht. Ein Schweizer Sektenexperte ist überzeugt, daß in der Abteil internationale Fäden zusammenlaufen. äschbachs Nachfolger soll Olef Räderer werden, Freimaurer und von Beruf Lehrer.

Church of Satan und Nachfolgeorganisation Temple of Seth Church of Satan, 1966 von Howard Levy begründet, der sich Anton Szandor LaVey nannte (spielte in Polanskis Film "Rosemaries Baby" den Teufel, der eine Frau schwängert. Ein Jahr nach der Fertigstellung des Films wurde Polanskis Frau, Sharon Tate, eines der Opfer von Charles Mansons Satans-Clique). LaVey schrieb die "Satanic Bible", die u.a. ein Kapitel "über die Auswahl eines Menschenopfers" enthält. Heide-Marie Cammans vom Sekten-Info Essen: "In der Church of Satan wird das Ausleben von Perversion, Grausamkeit, Sadismus, Aggression und Lust an der Zerstörung verheißen". Laut Guido und Michael Grant glaubt LaVey weder an den Teufel als Person, noch an Gott, sondern echt neo-satanistisch allein an das absolut göttliche "Ich".

1975 gründete Michael A. Aquino, vormals Offizier der Abteilung Gegenspionage des US-Heeres und spezialisiert auf psychologische Kriegsführung und Techniken der Desinformation, seit 1969 in LaVeys Church of Satan eine eigene Gruppierung, den Temple of Seth (Seth für Satan). Er bezeichnet sich als das von Crowley vorausgesagte "zweite Tier 666". Seit den 80er Jahren zog sich Aquino zurück, seither leitet Stephen Flowers den Tempel. In Deutschland sogenannte "Pylons", regionale Gruppen.

Ebenfalls zu beachten sind sogenannte Black Metal-Gruppen, um entsprechende Bands.

Bei der Arbeit mit Kultüberlebenden beachten:

  • Sich nicht in das Schwarz-Weiß-Denken hineinziehen lassen! Also: hier die Guten, da die Bösen, hier die Opfer, da die Täter, hier Schwarz, da Weiß. Kultüberlebende haben auf jeden Fall beide Seiten in sich, eventuell auch noch Täterkontakt, den sie - wenn sie ihre Identität dissoziativ gespalten haben - u.U. nicht erinnern, also für den sie amnestisch sind.
  • Auf noch bestehende Täterkontakte, Schweigegebote und eventuelle systematische Terrorisierungen ("Programmierungen") achten. Vorsicht ist geboten, im Zweifelsfall nicht aufdeckend arbeiten, da die Klientin sonst ihres Schutzes - der dissoziativen Abwehr - beraubt werden könnte.
  • Auf täteridentifizierte und täterloyale "Personen", im Sinne von Anteilen in der Klientin, achten. Die Klientin kann zu 99 Prozent aus dem Kult aussteigen wollen bzw. glauben, "draußen" zu sein - wenn 1% noch täterloyal ist, dann haben diese 1% die Macht. Unbedingt mit diesen Anteilen Kontakt bekommen, ihnen respektvoll zuhören und versuchen, ob sie sich mit bestimmten Schritten - die Sicherheit der Klientin betreffend - einverstanden erklären können. Sie nicht "über den Tisch ziehen", sie nicht ausgrenzen, und schon gar keinen Exorzismus mit ihnen betreiben - das fällt vielen TherapeutInnen schwer. Doch ohne die Kooperation - und sei es über längere Zeit nur punktuell - der "anderen Seite" in der Klientin (der "Schwarzen", "Braunen" oder "Dunklen", der "Monster", "Vampire" o.ä.) ist die Klientin weiterhin akut gefährdet, jederzeit vom Kult zurückbeordert oder zu Selbstbestrafungs- bzw. Suizidhandlungen gezwungen oder verleitet zu werden. Stadien der Zusammenarbeit mit der täteridentifizierten Seite sind - respektvolle Behandlung durch die Therapeutin vorausgesetzt - häufig: Verachtung, Tolerierung, punktuelle Zusammenarbeit, Kooperation.
© Michaela Huber, 1996